Das NORDWIND-Festival 2021 mit dem Titel Soft Utopia fand vom 1. bis 13. Dezember auf Kampnagel in Hamburg statt. Zu den Mitwirkenden gehörten Juli Apponen & Jon R. Skulberg, Duduzile Mathonsi, Vanasay Khamphommala, Carolin Jüngst, Ursina Tossi, Claire Cunningham, Sindri Runudde, Lars Werner Thomsen, Andreas Constantinou, Michael Turinsky, Ajayini Sathyan, Ewe Benbenek, Zamalisa Mdoda, Electa Behrens, Verena Brakonier, Dennis Seidel und Thomas Prestø.
Das große Eröffnungsevent, HAUS PARTY / VOGUING BALL, mit Mable Preach & Friends setzte einen kraftvollen Auftakt.
Die Festivalarbeit wurde in einer von pandemischer Unsicherheit geprägten Zeit entwickelt. Zugänglichkeit, Solidarität und Vorsicht standen im Fokus, ebenso wie die Förderung von Perspektiven behinderter und nicht-behinderter Menschen, Schwarzer und BIPoC sowie Vertreter*innen der LGBTQIA+-Szene, um den hegemonialen Blick auf darstellende Kunst zu hinterfragen.
Soft Utopia stand für Forderungen nach Wandel und einer beharrlichen, aber sanften Herangehensweise an Veränderungen.
Das NORDWIND-Festival 2019 fand vom 5. bis 15. Dezember auf Kampnagel in Hamburg statt und widmete sich unter dem Thema „Exploring Blankness“ einer kritischen Neubetrachtung des Feminismus in Europa.
Im Fokus stand die Vierte Feministische Welle, die Themen wie kapitalistische und koloniale Machtstrukturen sowie die Vielschichtigkeit von Unterdrückung thematisierte.
Die Festivalarbeit griff Gayatri Spivaks Begriff der „inaccessible blankness“ auf, um die „Blindheit“ westlicher feministischer Narrative kritisch zu beleuchten.
Die Künstler*innen boten tiefgehende Auseinandersetzungen mit feministischen Realitäten in Europa und setzten wichtige Impulse zur Reflexion.
Das NORDWIND-Festival 2017/18 fand vom 7. November 2017 bis 13. Januar 2018 statt, wobei ein zentraler Programmpunkt vom 8. bis 16. Dezember auf Kampnagel in Hamburg stattfand.
Ein besonderes Highlight war Songs of a Melting Iceberg – Displaced without Moving vom 4. bis 18. Dezember. Das interdisziplinäre Programm präsentierte Künstler*innen aus der Arktis, den nordischen Ländern und dem afrikanischen Kontinent. Zu den Höhepunkten gehörten Kooperationen wie die der norwegischen Tanzkompanie Carte Blanche mit der marokkanischen Choreografin Bouchra Ouizguen sowie die Zusammenarbeit von Laurent Chétouane und Mikael Marklund.
Weitere Highlights umfassten Performances von Athi-Patra Ruga und Tanya Tagaq sowie Werke von Qudus Onikeku, Arnbjörg María Danielsen und Serge Aimé Coulibaly. Das Festival bot eine inspirierende Plattform für künstlerische Innovation und globale Perspektiven.
Das preisgekrönte Werk My Undying Love // Songs of Grief, präsentiert von HIMHERANDIT und Vanasay Khampommala, wurde als multidisziplinäre und immersive Performance inszeniert, die für bis zu fünf Zuschauerinnen konzipiert war. Diese intime Aufführung erzählte eine universelle Geschichte über Tod und Liebe und ermöglichte es den Teilnehmerinnen, tief in eine raumgreifende Installation einzutauchen und einen Liebesbrief an die Menschlichkeit zu formulieren.
Die Performance kombinierte Ritual, Bildende Kunst, Storytelling, eine 3D-Soundinstallation und ein 360°-Videopanorama und lud die Teilnehmenden ein, Erfahrungen des Loslassens und Wiederfindens zu teilen.
Mit Songs of Grief eröffnete Vanasay Khampommala einen zweiten Raum, geprägt von Stille, Musik und Stimme. Dieser Ort der Nachhallpflege bot Raum für flüchtige und sich ständig verändernde Klanglandschaften, die auf Partizipation setzten.
Das Stück My Undying Love wurde 2021 mit dem Scenekunstens Priser Award ausgezeichnet und war 2022 für den Reumert Award und den Aarhus Stage Art Award nominiert. Die Performance fand auf Deutsch und Englisch statt.
Im Zeitraum von 2021 bis 2022 entstanden unter der Regie von Sylvie Kürsten und in Zusammenarbeit mit dem Kameramann Matthias Heuermann erste filmische Porträtskizzen neuer Initiativen in der Lausitzregion.
Gedreht wurde an verschiedenen Orten, darunter in Großräschen, und der Fokus lag auf einer vielschichtigen Darstellung der politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Region.
Das Projekt wurde vom Ministerium für Justiz und Europa des Landes Brandenburg, der Sebastian Cobler Stiftung und der königlich norwegischen Botschaft in Berlin gefördert. Begleitet wurde das Filmprojekt von einem deutsch-polnischen Austausch mit Jugendlichen in Zusammenarbeit mit Schloss Trebnitz e.V. Der Film gilt als Pilot einer langfristigen Studie über Transformationen in der Lausitz.
Präsentation am 01.10.2021 im Studio Ramberg Berlin
Am 1. Oktober 2021 wurde das Vorprojekt Lausitzukunft im Studio Ramberg in Berlin präsentiert. Dieses Projekt, das Anfang 2021 von NORDWIND in Zusammenarbeit mit dem Künstler Lars Ø Ramberg initiiert wurde, zielte darauf ab, die politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Lausitz zu erforschen.
In intensiven Dialogen mit Ortsansässigen und Expert*innen wurden ein umfassendes Mapping der Region erstellt und Kernideen für einen ersten Skizzenentwurf entwickelt. Diese Arbeit verband die lokale Perspektive mit künstlerischen und wissenschaftlichen Ansätzen, um eine innovative Darstellung der Transformationen in der Lausitz zu bieten.
Die Präsentation, die vom Ministerium der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg und der königlich norwegischen Botschaft in Berlin unterstützt wurde, bildete den Auftakt zu einer langfristigen Untersuchung der Region und ihrer Dynamik.
In unzähligen Bearbeitungen wurde der antike Stoff um die (un)sterbliche Liebe zwischen Orpheus und Eurydike interpretiert. Dies war kaum verwunderlich, da die elementaren Motive des Menschlichen – Liebe, Kunst und Tod – im Mittelpunkt standen. Der populäre Mythos selbst leitete sich aus der älteren Erzählung um Demeter ab, die ihre Tochter Persephone an Hades und die Unterwelt verlor. Zu Ehren Demeters feierte man im antiken Griechenland mehrtägige Mysterien, in denen Tänze, gemeinsames Musizieren, Gesang, Schreie und Klagen zentrale Bestandteile der rituellen Suche nach Persephone waren.
In fünf Zyklen des ewigen Werdens und Vergehens und durch die Verbindung antiker und indoeuropäischer Sagen mit zeitgenössischen Stoffen wurde der Orpheus-Mythos von der isländischen Universalkünstlerin Erna Ómarsdóttir neu interpretiert. Mit einem Ensemble aus Schauspielerinnen des Theaters Freiburg und Tänzerinnen der Iceland Dance Company untersuchte sie die Metamorphosen und die reproduktiven Kräfte von Kultur und Kunst, die aus Mutter Erde einen berühmten Leierspieler und aus ihrem Spross eine tragische Braut machten, die ihrem Mann stumm und auf leisen Sohlen folgte.
In ihrem neuen Borderline-Musical hinterfragte Erna Ómarsdóttir Dualismen wie Leben und Tod, Verstand und Gefühl, künstlerisches Schaffen und Stille, Mann und Frau. Wer hatte das Goldene Vlies? Woher kamen die Schlangen? Und wollte Eurydike überhaupt in die (Ober-)Welt zurückkehren?
Die Produktion, konzipiert von Erna Ómarsdóttir, Gabríela Friðriksdóttir und Bjarni Jónsson, wurde gemeinsam mit Valdimar Jóhansson und dem Ensemble erschaffen.
Das Rahmenprogramm umfasste am 18. Dezember ein Gespräch unter dem Titel „Sound of Silence – Die stumme Eurydike“ mit Wiebke Hüster, Mateja Meded, Klaus Theweleit und Erna Ómarsdóttir sowie ein Konzert am 19. Dezember mit Ólöf Arnalds und Skúli Sverrisson.
Die digitale Performance Women in Battle #3 fand vom 12. bis 18. Oktober 2020 statt und setzte nach den ersten beiden Abenden im Literaturhaus Berlin den Fokus erneut auf starke weibliche Stimmen aus Literatur und Musik.
Im Rahmen des Kulturprogramms des Gastlandes Kanada zur Frankfurter Buchmesse 2020/2021 wurden herausragende Künstler*innen wie Synnøve Persen, Jeannine Masika Lukusa, Cris Derksen und Canisia Lubrin vorgestellt. Das interdisziplinäre Programm verband Werke verschiedener Stilrichtungen zu einem Gesamtkunstwerk, in dem vier Sprachen – Samisch, Norwegisch, Englisch und Deutsch – zu hören waren.
Die Moderation übernahm Shelly Kupferberg, die auch die Präsentation der deutschen Texte leitete. Das Projekt wurde in Kooperation mit der norwegischen und kanadischen Botschaft sowie NORLA (Norwegian Literature Abroad) realisiert.
Die Veranstaltungsreihe Women in Battle // Rebellische Frauen, eine Kooperation zwischen dem Literaturhaus Berlin und dem Nordwind Festival, bot eine Plattform für feministische und genderkritische Erzählungen, die verschiedene Generationen und Perspektiven verband. Mit einem Fokus auf aktuellen norwegischen Autor*innen und historischen feministischen Figuren wie Dagny Juel setzte die Reihe wichtige Impulse für genderkritische Auseinandersetzungen in Deutschland.
An einem Abend nahmen junge norwegische Autor*innen gemeinsam mit der Berliner Gruppe fxtrouble, bekannt für ihre Plattform des VULVA Clubs, das Literaturhaus ein und verwandelten es in einen lebendigen Ort frischer Genderkritik.
Ingvild Lothe präsentierte ihre Lyrik, die das Leben junger Frauen zwischen Karriere, Sexualität, Tinder und Einsamkeit reflektierte. Marta Breen stellte ihr Graphic Novel Women in Battle vor, das auf scharfsinnige Weise die Geschichte des Feminismus beleuchtete. Sofia Srour und Nancy Herz lasen aus ihrem Buch Schamlos, in dem sie humorvoll und präzise von ihren Erfahrungen als junge Muslimas im norwegischen Wohlfahrtsstaat berichteten.
Die Texte wurden von Schauspieler*innen des Theaters an der Parkaue vorgetragen und um ihre Perspektiven ergänzt. Der Abend fand in deutscher und englischer Sprache statt.
Die Veranstaltung Flügel in Flammen widmete sich dem Leben und Werk der norwegischen Schriftstellerin Dagny Juel, die mit ihrem Schreiben und provokanten Auftreten die bürgerlichen Konventionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts infrage stellte.
Anne Tismer brachte Juels wenig bekannte Texte in einem innovativen Cross-Over aus Wissenschaft und Fiktion auf die Bühne. Inspiriert von den Forschungen der Neurobiologin Dr. Barbara Fruth zu Bonobos und egalitären Gesellschaftsformen entwarf Tismer eine matriarchalische Gesellschaft, in der Juels soziales Verhalten nicht zu ihrem tragischen Tod geführt hätte.
Im Gespräch mit dem Autor und Filmemacher Lars Brandt, Sohn von Rut und Willy Brandt und Übersetzer von Juels Werk, wurde die Aktualität von Dagny Juels Schaffen beleuchtet.
NORDWIND im Theater der Nationen in Moskau, 13.-15. Oktober 2017, und 8.-10 Februar 2018 auf Kampnagel Hamburg
Von Oktober 2017 bis Februar 2018 setzte das NORDWIND Festival mit Novy Mir – Neue Welt seinen Fokus auf transnationale Themen. Vom 13. bis 15. Oktober fand im Theater der Nationen in Moskau eine performative Gesprächsreihe unter der kuratorischen Leitung von Jens Dietrich statt. Künstlerinnen und Aktivistinnen aus Russland und Deutschland kamen zusammen, um festgefahrene Probleme der Erde aus der imaginierten Perspektive einer Raumstation zu diskutieren.
Das Theatersalon-Format kombinierte Diskussionen mit Musik, Einspielern, Stand-up-Kommentaren und bot dem Publikum die Möglichkeit, aktiv in die Gespräche einzugreifen. Renommierte Theatermacher*innen wie Konstantin Bogomolow und Manuel Muerte waren Teil des Projekts.
Das Programm wurde vom 8. bis 10. Februar 2018 auf Kampnagel in Hamburg fortgesetzt. Dabei standen Themen wie Theater und Medien, Wohlfahrtsinstitutionen als Machtstrukturen und der Markt für Konzepte im Fokus. Ziel war es, durch performative Mittel neue Diskursräume für komplexe, russisch-deutsche Themen zu schaffen.
Am 25. November 2021 verwandelte sich das Literaturhaus in Berlin für einen Tag und eine Nacht in ein Universum von Madame Nielsen. Die multidimensionale Künstlerin, bekannt für ihre Transgression von Identitäten und ihren spielerischen Umgang mit Geschlechterrollen, präsentierte Performances, Lesungen, Installationen und ein Late-Night-Konzert mit ihrer Band The Nielsen Sisters.
Madame Nielsen, deren Werk zwischen Literatur, Musik und Performance oszilliert, stellte auch ihren Roman Der endlose Sommer vor, der 2013 veröffentlicht und von Presse und Publikum gefeiert wurde.
Die Veranstaltung bot dem Publikum eine seltene Gelegenheit, Nielsens interdisziplinären Ansatz und ihren Einfluss auf zeitgenössische Kunst und Kultur hautnah zu erleben.